Sonntag, 10. Februar 2008

Die Blaue Stunde


Nur ein beschwingter, poetischer Name für einen kurzen Zeitraum nach Sonnenuntergang beziehungweise vor Sonnenaufgang, der sich durch seine speziellen Lichtverhältnisse mit einem besonders blauen Himmel auszeichnet – oder doch mehr?!


Fotographen ist sie bekannt als die Zeit in der das Sonnenlicht den Himmel in einer tiefblauen Farbe mit in etwa derselben Helligkeit wie das künstliche Licht von Gebäude- und Straßenbeleuchtung illuminiert.



Doch ein Gedicht von Gottfried Benn deutet an, dass die Blaue Stunde mehr Tiefgang besitzt als nur die Art des Lichtes.



Zu Anbeginn der Zeiten, als unsere Welt noch jung war und lediglich bevölkert wurde von Wesen, die sich der Vorstellungskraft der meisten Menschen entziehen, lag das gesamte Wissen um unsere Welt – Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft bei diesen Wesen. Uns sind sie nur noch als „Phantasiegeschöpfe" wie Elfen, Feen, Trolle und Drachen bekannt.



Lange Zeit lebten sie gemeinsam mit allen anderen Lebewesen auf dieser Welt und teilten ihr Wissen mit ihnen. Doch der Mensch in seinem Drang – alles verstehen, kontrollieren und beherrschen zu müssen sorgte dafür, dass sich diese Wesen immer mehr zurückzogen.


Sie verschwanden jedoch nicht vollends, sondern haben sich einfach unserem direkten Wahrnehmungsfeld entzogen. Sie sind immer noch da, in jedem bisschen Erde und Wasser das uns umgibt. Doch nur die wenigsten sind noch fähig ihre Anwesenheit zu spüren, geschweige denn zu akzeptieren.



Wer sich jedoch darauf einläßt und die Muße findet ihnen einen Moment zu lauschen, sollte dieses in der Blauen Stunde tun. Und dieses ist nicht die Stunde nach Sonnenuntergang, in der noch alle aufgewühlt vom rastlosen Tagesgeschehen bemüht sind ihre Ruhe für die Nacht zu finden, in der selbst die Tiere des Tages sich noch bis spät in die Nacht mühen, eine adäquate Ruhestatt zu richten und die Tiere der Dämmerung sich bereits aufmachen den idealen Platz zur Äsung zu finden.



Nein – die einzig wahre Blau Stunde ist die Zeit vor Sonnenaufgang. Wenn die Tiere der Nacht vor den ersten Sonnenstrahlen Schutz vor der Hektik des Tages suchen, die Tiere des Tages sich jedoch noch nicht von ihren warmen und in der Kälte des Morgens dampfenden Nestern, Sassen und sonstigen Nachtlagern trennen können, bevor die Amsel ihr erstes dreitöniges – allumfassendes Weltenlied schmettert und sogar der Wind für einen kurzen Augenblick innehält und auf dem Wasser nicht der geringste Wellenschlag zu sehen ist, noch ein Fisch es wagt diese spiegelglatte Fläche zu durchdringen, kannst Du sie spüren und vielleicht sogar hören.



In diesen Momenten kannst Du an Deinem Platz Antworten auf alle Deine Fragen erhalten.




Mein Platz, dieser kurzen Ewigkeit zu lauschen.


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